Erstellt durch Mitarbeiterinnen des Islamischen Zentrums Hamburg.
Am Samstag den 14.11.2015, von 9.30 bis 17 Uhr war das Islamische Zentrum Hamburg zum ersten Mal Gastgeber der 4. Interreligiösen Frauenbegegnungstag. Das Thema ,,Barmherzigkeit“, wurde aus der Perspektive der verschiedenen Religionen betrachtet.
Mehr als 250 interessierte Frauen aus Norddeutschland nahmen an der Veranstaltung teil.
Das Islamische Zentrum Hamburg ermöglichte als diesjähriger Gastgeber der Veranstaltung, die Zusammenkunft vieler Frauen aus verschiedenen Religionen. In diesem Rahmen fand ein aktiver Austausch der Teilnehmerinnen über die Themen Barmherzigkeit, Verständigung, Frieden und Toleranz statt.
Zu Beginn der Veranstaltung wurde die aus dem heiligen Koran rezitiert: die Sure Ar-Rahman wurde dabei parallel in die deutsche Sprache übersetzt. Der Leiter der IZH, Dr. Reza Ramezani, hieß die Anwesenden herzlichst Willkommen und drückte ebenfalls seine Anteilnahme für die Leidendenden von den Gewaltangriffen von Beirut und Paris. Die Anwesenden gedachten der Terror-Opfer in Paris mit einer Schweigeminute.
In seinem Gespräch deutete Dr. Reza Ramezani auf wesentliche Grundlagen bezüglich des Veranstaltungsthemas ,,Barmherzigkeit“, welche im im ersten Teil der Dokumentation als Viedeo zu finden ist.
Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion statt, die von 5 Frauen aus verschiedenen Religionen geleitet wurde. Zudem fand eine Frage-Antwort-Runde statt, in der sich das Publikum aktiv beteiligen konnte.
Während des muslimischen Mittagsgebets und der Andacht, sind noch viele Zuschauer zusammen gekommen, die die Gebete von ganz nah erleben konnten.
Das Programm bot insgesamt 7 Workshops zu bestimmten Unterthemen der Barmherzigkeit an, welche von den Teilnehmerinnen mit großem Interesse besucht wurden.
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,,Mitstreiterinnen gesucht“- Projekte der Flüchtlingsarbeit stellen sich vor
In diesem Workshop haben sich 8 Hilfsorganisationen vorgestellt. Es haben sich ebenfalls die Projekte der Flüchtlingsarbeit vorgestellt. Der Hauptzweck des Workshops bestand darin, als barmherziger Mensch, seinen Mitmenschen in Not zu helfen.
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Die Barmherzigkeit der Propheten
Zunächst wurde in der Gruppe zusammengetragen, welche Eigenschaften die Teilnehmerinnen mit der Barmherzigkeit verbinden. Darunter wurde Freundlichkeit, Hilfsbereitschaft, Mitgefühl, Güte und Menschenliebe sowie die Fähigkeit andere so zu behandeln, wie man selbst behandelt werden möchte, assoziiert.
In diesem Workshop wurden die beiden Propheten Jesus (a.s.) und Mohammad (s.a.s.) als die Vorbilder der Barmherzigkeit besprochen.
Der Prophet Isa (a.s.) hat die Frauen gleich behandelt wie die Männer.
Wie drückte der Prophet Muhammad (s.a.s.) seine Barmherzigkeit den Frauen gegenüber aus?
Der Prophet Muhammad (s.a.s.) ließ Frauen eine hohe Stellung zuteilwerden. Er wurde gefragt, wen man seine Ehre erweisen soll? Darauf erwiderte der Prophet (s.a.s): „Ehre zunächst deine Mutter, dann deine Mutter, dann deine Mutter und dann ehre deinen Vater.“ Diese Überlieferung betont den hohen Stellenwert der Mütter im Islam. Es gibt einen weiteren Hadith, der vom Propheten (s.a.s.) stammt: „Wer seine Tochter gut erzieht, kommt ins Paradies.“ D.h., dass der Prophet (s.a.s.) einen hohen Wert auf eine optimale Erziehung der Töchter gelegt hat, da hierfür sogar das Paradies versprochen wird.
Der Islam wird im Westen leider öfters nicht richtig verstanden. Alle Vorwürfe kommen aus der vorislamischen Zeit. Dass beispielsweise die Frau bzw. ein Mädchen keinen Wert habe entsprach einigen Vorstellungen damaliger Mentalitäten der Menschen, die nicht mit dem Islam in Zusammenhang gebracht werden können.
Erst der Islam gab den Frauen ihre Rechte zurück, vorher wurden weibliche Säuglinge auch manchmal lebendig begraben.
Meistens werden Tradition und Religion nicht unabhängig voneinander betrachtet und nicht auseinandergehalten. Demnach werden fälschlicherweise traditionelle Werte manchmal auch als religiöse Pflichten angesehen, wobei dies aus der Sicht der Denkschule überprüft werden sollte und eine Gleichsetzung die Realität der Unterschiedlichkeit der Tradition und der Religion vernachlässigt.
Wie drückte der Prophet Muhammad (s.a.s.) seine Barmherzigkeit gegenüber von bedürftigen Menschen aus?
Der Prophet Mohammad (s.a.s.) sagte: „Eine Mahl, von dem kein bedürftiger Mensch einen Teil abbekommt, ist eine Mahl ohne Segen.“ Diese Überlieferung zeigt, dass man stets an die Bedürftigen denken soll, und seine Speisen und sein Eigentum mit ihnen teilen sollte.
Gibt es eine Verbindung zwischen dem Leiden und der Barmherzigkeit Gottes?
Wenn im Leben bestimmte Umstände sich ergeben, die als leidvoll empfunden werden, kann man sich auch überlegen, ob nicht etwas Schlechteres hätte passieren können und der barmherzige Gott uns davor geschützt hat.
Der Prophet Mohammad (s.a.s.) betonte die Wichtigkeit der Achtung der Umwelt in Rahmen der Barmherzigkeit. Im Krieg sollten keine Frauen, Kinder, Greise oder Tiere getötet werden, zudem sollten keine Bäume zu Schaden kommen – dies ist eine der höchsten Manifestationen der Barmherzigkeit, die sich nicht nur auf die Menschen, sondern über Tiere und Bäume als Lebewesen ausbreitet. Tiere verfügen über eine Seele. Deswegen sollte man sie gut behandeln.
Zum Beispiel bei der islamischen Schächtung, darf man nur gesunde Tiere schächten und muss sie vor der Schächtung tränken, darf ihnen nicht das Messer zeigen (muss versteckt sein) langsam und behutsam mit dem Tier umgehen. Es darf auf keinen Fall leiden. Diese Beispiele sollen kurz andeuten, dass sich die Barmherzigkeit auf mehrere Ebenen und allen Geschöpfen des Schöpfers, Menschen, Tiere und Pflanzen umfasst.
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Geld und/Liebe? Wie geht Barmherzigkeit konkret? Das biblische Gleichnis vom barmherzigen Samariter
Erste Eindrücke vom Text:
Man kann die Geschichte mit den Flüchtlingen von heute vergleichen, wie man als Helfender handelt, ob mit Geld und/oder Liebe oder beides.
Wie kann man immateriell helfen? Als mögliche Antworten kamen die folgenden Aspekte zum Vorschein: durch die Gleichbehandlung der Menschen, durch interreligiösem Respekt, Achtung der Solidarität, Gemeinden bilden und gemeinsam etwas beitragen sowie die Zivilcourage.
Frage: Ist Liebe oder Geld wichtiger?
Aus dem Text geht hervor, dass der Samariter Mitleid hatte und deshalb geholfen hat, das heißt, die Liebe kommt aus dem Herzen, er hilft ohne etwas dafür zu verlangen. Mit Geld und/oder Liebe kann geholfen werden, Geld spielt aber meist eine sekundäre Rolle. Denn auch ohne Geld kann geholfen werden, wenn der Wille zum Helfen da ist. Ist jemand aber der Ansicht, dass nur mit Geld geholfen werden kann, wird nur dann geholfen, wenn man genug Geld hat. Doch einem Menschen kann geholfen werden, indem ihm zugehört wird, also rein immateriell.
Geld kann aber eine schöne Ergänzung sein, um Barmherzigkeit zu zeigen, es ist also auch ein Mittel, um Hilfe leisten zu können.
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Barmherzigkeit aus weiblicher Sicht
In diesem Workshop wurde besonders die Stellung der Frauen auf 2 Ebenen vorgestellt: auf der religiösen und auf der gesellschaftlichen Ebene.
Zu Beginn hat man sich mit dem Ursprung der Barmherzigkeit, der Beginn der Schöpfung und die 2 Arten der Barmherzigkeit beschäftigt.
Ebenfalls wurde darauf hingewiesen, dass alle Religionen von Gottes Barmherzigkeit sprechen. Sie stellt den gemeinsamen Kern unserer Religionen dar, und prägt unsere Verbindung und Beziehung zu Gott. Barmherzigkeit zeigt die Gerechtigkeit Gottes. Gottes Barmherzigkeit charakterisiert Gott und seine Beziehung zum Menschen und ist laut der Heiligen Schriften Vorbild für die Beziehung der Menschen untereinander.
Ebenfalls wurden die biblischen Ursprungsworte für Barmherzigkeit besprochen. Und ihr Wertgehalt und der Stellenwert von Barmherzigkeit in unserem Leben wurde auch in diesem Workshop thematisiert.
Barmherzigkeit im Sinne von Mutterschößigkeit – „rachamim“ wurde wie folgt definiert:
Im Mutterleib: Hülle geben, das ist Schutz und Wärme. Fülle geben, das sind die Lebensnotwendigkeiten wie Nahrung, Wasser, Luft. Wachsen lassen, das ist Geduld haben und Vertrauen schenken für die persönliche Entwicklung. Gebären, d.h., unter größten persönlichen Krafteinsatz in die Freiheit geben. Auf den Schoß nehmen, das heißt die Sprache und von der Welt lehren, als Zufluchtsort bleiben und in Unsicherheit und Krise Halt geben, den Sterbenden bergen (pieta). Auf den Arm nehmen, an den Busen legen: Bemitleiden und Trösten, Geborgenheit geben und Verzeihen.
Auf der religiösen Ebene, wurde die Stellung der Frau, besonders im Islam deutlich zum Ausdruck gebracht. Daraus hat sich herausgestellt, dass die Frau im Islam als Sinnbild der Barmherzigkeit gilt. Die Wertschätzung der Frau wurde unter verschiedenen Aspekten geschildert.
In den früheren Zeiten, als auch in den zivilisierten Gesellschaften lebten die Frauen in einer schwierigen Situation. Jedoch war die Geschichte Zeuge der Entwicklung der Stellung der Frau.
Die Stellung der Frau hatte sich mit der Zeit verbessert und sie konnte große Erfolge erzielen mit ihrer Barmherzigkeit, in der Familie, bei der Erziehung, im Eheleben, bei Hilfsorganisationen und somit auch in der Gesellschaft.
Die Frau spielt als Sinnbild der Barmherzigkeit eine wesentliche Rolle in der Gesellschaft, denn sie können mit ihrer Barmherzigkeit und Liebe guterzogene Kinder für die Gesellschaft vorbereiten, die diese Barmherzigkeit und Liebe wiederum verbreiten können.
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„Wie lebe und erlebe ich Barmherzigkeit“
Zu Beginn haben sich die Gäste vorgestellt und hatten somit die Gelegenheit sich gegenseitig besser kennenzulernen. Einige Gäste waren zum ersten Mal dabei, dadrunter konnten wir viele katholische Gäste begrüßen. In diesem Workshop haben sich die Damen, das Thema: Wie lebe und erlebe ich Barmherzigkeit gewidmet. Hiermit wurde besonders das Thema der Flüchtlinge angesprochen. Es wurde über die Vorurteile gesprochen und es fand ein interkultureller/interreligiöser Dialog statt.
Hiernach wurden Gruppen erstellt. Zwei Nonnen aus zwei verschiedenen Religionsgemeinschaften waren ebenfalls anwesend, um auf die Fragen der Besucher einzugehen.
In den Gruppen wurden Zitate besprochen, die zum Nachdenken anregten und die aktive Meinungsaustausch förderten.
Beispielzitate waren:
Der Prophet Mohammad (s.a.s.) sagte:
,,Wenn jemand etwas schlechtes tut, entgehe ihn mit Güte und Barmherzigkeit“
Diesbezüglich wurde ein Bittgebet aus dem Koran (Sure 93, Ad-Dhuha) vorgelesen, das die Barmherzigkeit Gottes zum Ausdruck bringt:
- Beim lichten Tag!
- Und bei der dunkelen Nacht, wenn sie still wird!
- Dein Herr hat dich nicht verlassen und Er verabscheut dich nicht!
- Und Wahrlich, das Jenseits ist besser für Dich als das Diesseits.
- Und dein Herr wird dir gewiss bald geben, und du wirst zufrieden sein.
- Fand Er dich nicht als Waise und nahm dich auf?
- Und fand Er dich nicht verirrt und leitete dich?
- Und fand Er dich nicht arm und machte dich reich?
- Daher, was die Waise angelangt, benachteilige sie nicht!
- Und was den Bittsteller anlangt, weise ihn nicht ab!
- Und was deines Herren Wohltaten anlangt, sprich darüber!
Aus dem Gebet geht die Barmherzigkeit Gottes hervor, der die Nacht für unsere Ruhe erschaffen hat, uns bei Schwierigkeiten zur Seite steht und den Bedürftigen hilft. Genauso sollen wir den Bedürftigen zur Seite stehen und ihnen helfen und die dankbar gegenüber Gottes Barmherzigkeit sein.
Zudem haben sich die Teilnehmer mit den folgenden Fragen beschäftigt:
- Ich soll vergeben, wo erhalte ich Vergebung?“
- Wo kommt die Kraft zum Vergeben eigentlich her?“
- Was umfasst die Barmherzigkeit?“
- Was passiert, wenn ich nicht bramherzig bin?“
- Können wir die Barmherzigkeit Gottes immer erkennen- warum manchmal nicht?“
Folgende Antworten wurden besprochen:
- Durch den engen Kontakt mit unserem Schöpfer. Wir sollten nach Barmherzigkeit streben und wir streben auch danach (Vergebung). Ein Mensch soll die Seele erziehen.
- Durch unserem Schöpfer und die tiefe Glaube an Gott. (Denn Gott will das Beste für uns).
- Seelenfrieden: Ich vergebe der Person, der mir etwas Böses getan hat
- Von der Ebene der Menschlichkeit kann der Mensch auf die Ebene der Tiere hinabsinken.
- Nur durch das Erziehen Seele und mit der Vernunft kann die Barmherzigkeit verstanden und weiterentwickelt werden, sodass die Glückseligkeit als höchste Stufe der Entwicklung durch die Barmherzigkeit entstehen kann.
Abschließend wurde folgendes Bittgebet vorgelesen.
Surah 94: Ash-Sharh (Das Weiten)
- Haben Wir nicht dir nicht deine Brust geweitet?
- Und deine Last von dir genommen?
- Die so schwer auf deinem Rücken lastete?
- Und (haben Wir dir nicht) dein Ansehen erhöht?
- Doch wahrlich, mit (jeder) Schwierigkeit kommt (auch) Erleichterung!
- Doch wahrlich, mit (jeder) Schwierigkeit kommt (auch) Erleichterung!
- Und wenn du (mit etwas) fertig bist, dann bemühe dich weiter.
- Und begehre die Nähe deines Herrn.
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Darstellung des Namen Gottes und der Barmherzigkeit in der Kalligrafie
In diesem Workshop hatten die Besucher die Gelegenheit, die Kunst der Kalligraphie zu erleben. Viele Teilnehmer ließen sich ihren Namen mit der kalligraphischen Schrift schreiben. Die persische Kalligraphie ist die Kalligraphie der persischen Schrift. Es wurde zu eine der am meisten verehrten Künste in der persischen Geschichte. Er gilt als einer der auffälligsten und faszinierenden Erscheinungsformen der persischen Kultur. Als typischster Ausdruck islamischer Kunst kann die Kalligraphie angesehen werden – die Kunst des schönen Schreibens. Ebenso wurden die besonderen Schriftarten bzw. Kalligraphiearten vorgestellt, wie z.b das Nastaliq.
Im 14./15.Jhd. hat ein persischer Kalligraph namens Mir Ali Tabrizi die persische Kalligrahie mit einer besonderen Stillart ,,Nastaliq“ geschaffen.
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Barmherzigkeit und Gerechtigkeit – ein Widerspruch?
In diesem Workshop widmete sich die Rednerin fokussiert dem Begriff der Gerechtigkeit aus islamischer Perspektive zu. Die Frage der Gerechtigkeit Gottes lässt sich auch für den Islam nicht ohne eine Verhältnisbestimmung von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes erörtern:
Nicht nur der Begriff der Gerechtigkeit gehört zu den 99 schönsten Namen Allahs, sondern ebenso Barmherzigkeit und Gnade – Gott ist absolut gerecht, barmherzig, gütig und gnädig ohne jegliche zeitliche oder räumliche Begrenzung. Und in all diesen Wesenszügen Gottes sind keinerlei Widersprüche und sie stehen nicht dichotomisch zueinander, sondern sie umfassen einander.
Allen jedoch liegt die Idee zugrunde, dass die Menschheit das Beste und das Gerechteste Urteil erwarten kann. Dies wird in der Sure Al-Anbiya 21, Vers 47 deutlich zum Ausdruck gebracht: „Und wir werden Waagen der Gerechtigkeit für den Tag der Auferstehung aufstellen, so dass keine Seele in irgendeiner Weise Unrecht erleiden wird. Und wäre es das Gewicht eines Senfkorns, würden wir es hervorbringen“.
Der Auftrag der Menschen wiederum besteht in der Stellvertreterschaft Gottes auf Erden, in dem Sinne, dass man sich bemüht Gottes Gerechtigkeit auf Erden zu verwirklichen, sich für die Gerechtigkeit einzusetzen, bleibt die zentrale Aufgabe eines jeden Menschen: „Ihr Gläubigen! Setzt euch für Allah ein und seid Zeugen der Gerechtigkeit. Und der Hass gegen eine Gruppe soll euch nicht verleiten, anders als gerecht zu handeln. Seid gerecht, das ist der Gottesfurcht näher“ (Sure Al-Maida, 5, Vers 9).
Barmherzigkeit kann folglich niemals so verstanden werden, dass sie ein Gegenpol zur Gerechtigkeit Gottes wäre der zu dieser in Konkurrenz steht oder dies gar aufheben würde. Die Gerechtigkeit Gottes, welche sich nicht zuletzt in seinen Geboten manifestiert, ist im Gegenteil geradezu ident mit der Barmherzigkeit Gottes, denn seine Gebote sind Ausfluss seiner Liebe zum Menschen. Er hat sie uns nicht gegeben um uns Lasten aufzubürden, sondern er hat uns in ihnen jenen Weg aufgezeigt, der zu unserem Endziel führt, welches in der Helligkeit, im Himmel gelegen ist. Gott will dass wir unser Ziel erlangen und nicht verlorengehen, deshalb schrieb er das Naturrecht in unsere Seele und offenbarte uns Handlungsanweisungen welche uns dazu leiten, gerecht zu sein. Die Gebote Gottes sagen uns, wie wir sein müssen, um recht zu sein, d.h. um in der göttlichen Liebesordnung zu stehen.
Die Barmherzigkeit dispensiert nicht von der Gerechtigkeit, sie löscht diese nicht aus und ist dieser nicht übergeordnet. Man kann nicht sagen, die Gesetze und Gebote können übertreten werden, wenn das menschliche Verlangen (die Versuchung) danach ist, denn die Liebe Gottes ist stärker als alle Gerechtigkeit und als alle Ungerechtigkeit. Nein, es ist genau umgekehrt: Weil Gott barmherzig ist will er nicht dass wir aus der Gerechtigkeit, das heißt aus der göttlichen Liebesordnung herausfallen, weil es bedeuten würde, unser Heil zu verfehlen. Die Gerechtigkeit ist aus der Barmherzigkeit Gottes heraus gegeben, sie ist kein Dispenz von Gebot und Gerechtigkeit, sondern deren Ursprung.
Zitat: ,,Gerechtigkeit ohne Barmherzigkeit ist Grausamkeit, Barmherzigkeit ohne Gerechtigkeit ist die Mutter der Auflösung.“ Dieses Zitat macht noch einmal deutlich, dass eine unauflösliche Korrelation zwischen Barmherzigkeit und Gerechtigkeit besteht, die nicht aufgehoben werden kann und darf.
Abschließend kamen die Teilnehmerinnen aus den verschiedenen Workshops in Plenum zusammen, um sich über die Eindrücke der Workshops gemeinsam auszutauschen.