Frieden braucht Offenheit. Der Blick in die Welt zeigt, dass es an vielen Orten brennt, die Sehnsucht nach Frieden ist groß und ungestillt. Die Teilnehmerinnen beschäftigten sich zunächst mit der Frage, was ihre religiösen Traditionen zum Frieden beitragen können.
Und da war eine Menge zu finden. Antje Heider-Rottwilm, leitende Pastorin des ökumenischen Laurentiuskonvents in der HafenCity, machte deutlich, dass die Wurzeln des christlichen Engagements für Frieden und Gerechtigkeit in der Bibel selbst liegen, im Ersten und im Zweiten Testament. Die immer wieder geforderte Beschränkung von Gewalt und Krieg und die Friedensverheißungen sind die Quelle für die Bergpredigt und Friedensethik von Jesus. Kirchen knüpften weltweit daran an, als sie den Prozess für Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung initiierten. Ohne das vielfältige Engagement von Frauen innerhalb und außerhalb der Kirchen wäre dieser Prozess nicht möglich geworden. Das Engagement für Frieden findet auf unterschiedlichen Ebenen statt. Auf der Ebene der weltweiten Ökumene ist aktuell der Einsatz für Gewaltlosigkeit ohne Alternative wichtig, d.h. gegen jeden Einsatz von Waffen zur Lösung von Konflikten zwischen Völkern oder innerhalb eines Landes. Aber Frieden beginnt auch schon im Alltag, bei uns selbst, bei dem, was wir unseren Kindern vorleben. Den vollständigen Vortrag finden Sie hier.
Die islamische Theologin Schohreh Sadeghi, die eigens für diesen Tag aus dem Iran angereist war, konnte hier gut anknüpfen. Auch sie machte deutlich, dass das Gut des Friedens im Islam eine zentrale Rolle spielt und dass es keine Trennung von Frieden und Gerechtigkeit gibt. Frieden ist mehr als die Abwesenheit von Krieg. Diesen Gedanken teilen die drei monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam und schöpfen aus einer gemeinsamen Quelle. Alle Menschen haben das Recht, menschenwürdig behandelt zu werden, soziale Ungerechtigkeit soll nicht sein und auch eine Diskriminierung von Frauen steht daher nicht im Einklang mit dem Koran. Der Prophet Mohammed hat sich für die Rechte von Frauen eingesetzt wie für die Rechte aller Menschen. Frau Sadeghi betonte die wichtige Rolle, die Frauen in ihrer Rolle als Mütter und Erzieherinnen in der Familie für die Verbreitung von Frieden haben. Sie sind aber auch als Kämpferinnen für Menschenrechte, Wissenschaftlerinnen und in anderen Tätigkeiten für den Frieden aktiv. Den vollständigen Vortrag finden Sie hier.
Die beiden Vorträge boten viel Stoff für einen lebendigen und zum Teil auch kontroversen Austausch. Es wurde deutlich, dass es theologisch viele Gemeinsamkeiten gibt, jedoch große Unterschiede im Verständnis der Rolle von Frauen. Genau darin liegt die spannende Herausforderung eines Dialogs: Die Unterschiede auszuhalten, sie stehen lassen zu können und trotzdem im Gespräch miteinander zu bleiben. Hier bietet sich noch ein weites Feld für weiteren Dialog.