Alle Muslime, ob Mann oder Frau, sind verpflichtet die Pilgerfahrt einmal in ihrem Leben zu unternehmen, sobald es ihnen ihre finanziellen und gesundheitlichen Umstände erlauben. Neben der ganzjährig tätigbaren Umra findet die Hadj wajib dieses Jahr in der Zeit vom 30.08.-04.09.2017 statt. Zwei Millionen Muslime aus aller Welt zieht es in diesem Zeitraum nach Mekka, wo sie Gott gedenken, beten und sich von ihren Sünden reinwaschen.
Dabei gibt es eine Vielzahl von symbolträchtigen Ritualen, die zu vollziehen sind, angefangen von der einheitlich weißen Kleidung der Pilger, das die Gleichheit der Menschen vor Gott symbolisiert und an das weiße Totentuch erinnert, in das jeder Moslem nach der Totenwäsche gewickelt wird. Die Pilger umkreisen sieben Mal das erste Gotteshaus der Menschheit, die quaderförmige Kaaba, welches Gott als Dreh- und Angelpunkt der Existenz versinnbildlicht, um das der in der Gemeinschaft aufgehende Mensch als Teilchen seine Bahnen zieht. Der Marsch zwischen den Hügeln Safa und Marwa symbolisiert Hagars verzweifelte Suche nach Wasser für ihren Säugling Ismael. Damit ehren die Muslime das Gottvertrauen der schwarzen Sklavin Hagar. Am Berge Arafat halten die Pilger inne zur Andacht und zum Gebet. Bei der Wanderung nach Mina soll der Teufel dreimal gesteinigt werden. Dabei machen sich die Pilgernden bewusst über drei eigene „innere Teufel“= schlechte Eigenschaften, die der Liebe zu Gott entgegen stehen und steinigen bzw. überwinden diese. Die Schlachtung von Opfertieren zum Höhepunkt der Hadj, dem Opferfest, geschieht in Anlehnung an Abraham, der seinen erstgeborenen Sohn Ismael für Gott opfern sollte und Gottes Prüfung erfolgreich bestand. Wiederum vergegenwärtigen sich die Pilger, was oder welcher Sachverhalt in ihrem Leben eine überaus wichtige Rolle spielt und sie an ihrer Gottergebenheit hindert. Das kann je nachdem die Liebe zu Geld, Besitz, Ansehen, soziale Stellung , Ruf etc. sein und wird für Gott geopfert bzw. aufgegeben. Dieses persönliche Opfer und der damit verbundene symbolische Neuanfang wird bei Männern durch die Scherung der Häupter demonstriert.
Aber auch für die daheim gebliebenen Muslime stellt diese Zeit eine besondere dar. Vor allem der Tag von Arafat, an dem gebetet und Gottes gedacht wird und das Opferfest wird von ihnen begangen.
Das Opferfest, auch genannt als Eyde Ghorbun oder Eyde Adha, findet dieses Jahr am 1. September 2017 statt. Es stellt eines der bedeutsamsten Festtage für die Muslime dar. An diesem Tag werden Schafe oder andere Paarhufer geopfert, deren Fleisch unter den Armen und Bedürftigen verteilt wird. Am Morgen des Opferfestes gibt es ein besonderes gemeinschaftliches Festtagsgebet. Danach besucht man Verwandte und Freunde, gratuliert sich und isst in geselliger Runde.
Text: Dr. Marjan Heidarinami (Islamisches Zentrum Hamburg)