Hamburg, 03.11.2020
Happy Birthday
Mein lieber Prophet, heute ist dein Geburtstag, aber niemandem von uns ist zum Feiern zumute.
Es ist wieder geschehen und wir sind sprachlos. Wieder hat einer unserer Glaubensbrüder eine so abscheuliche Tat begangen und deinen Namen und unseren Glauben in den Dreck gezogen. Dieses Mal in Wien. Wieder senken wir unsere Köpfe und schämen uns. Kein normaler Menschenverstand kann das begreifen.
Warum lesen unsere Glaubensbrüder nicht unseren Koran?
Sie wüssten dann, dass Sie nicht ihren niederen Trieben folgen dürfen…
Sie wüssten dann, dass Islam von salama = Frieden kommt.
Sie wüssten dann, dass der Islam zu Gnade und Barmherzigkeit aufruft und die Anleitung zu einem friedlichen Miteinander gibt.
Sie wüssten dann, dass Gott barmherzig und gnädig ist und Er es am liebsten hat, wenn wir Ihn uns bei jeder Handlung sowie vor jeder Sure mit „Im Namen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen“ vergegenwärtigen. Sie wüssten auch, dass du der Prophet der Barmherzigkeit bist.
Sie wüssten dann, dass „Wer einen Menschen tötet, bei dem wird es so gewertet, als hätte er die gesamte Menschheit getötet“ und „Wer einem Menschen das Leben rettet, bei dem
ist es so, als hätte er die gesamte Menschheit gerettet“ (5:32).
Sie wüssten dann, dass zwar „Auge um Auge und Zahn um Zahn“ (5:45) gilt, aber „Verzeihen besser ist “ (4:128) und „Wer das Böse mit Gutem abwendet, wird sehen, dass aus Feindschaft Freundschaft wird“ (41:35). „Und wer geduldig ist und vergibt, das ist gewiss ein Zeichen starken Geistes“ (42:44).
Es gibt so viel Gutes und Erstaunliches. Wir müssen nur danach leben und es uns und unseren Kindern weitergeben… und sie anspornen, dass sie den Koran lesen und wenn sie etwas Irritierendes darin finden, sie solange nachhaken und recherchieren, bis sie die richtige (mit dem Verstand vereinbare) Bedeutung finden.
Lieber Prophet, ich ende mit deinem eigenen Bittgebet:
O Gott, lass Deinen Frieden und Dein Heil all Deine Gesandten, Deine Propheten und Deine rechtschaffenen Diener erreichen!
O Gott, Du bist der Friede!
Von Dir kommt der Friede.
Gib, dass wir im Frieden leben!
Deine Marjan Heidarinami
Hamburg, 23.10.2020
Sehr geehrter Staatspräsident Macron,
„Wer einen Menschen tötet, bei dem ist es so als hätte er die gesamte Menschheit getötet und wer einem Menschen das Leben rettet, bei dem ist es so, als hätte er die gesamte Menschheit gerettet (Heiliger Koran 5:32)
Der grausame Mord an Samuel Paty ist ein abscheuliches Verbrechen, das jeglicher Rechtfertigung entbehrt und unentschuldbar ist. Eine religiöse Legitimation gibt es schon gar nicht.
Nicht nur das Töten, sondern auch jegliche Aggression ist im Islam strengstens verboten (7:56, 74). Es stimmt, dass es Verse gibt, die Gewalt beinhalten. Sie dürfen jedoch nicht aus ihrem historischen Kontext herausgelöst betrachtet werden. Gewalt ist stark reglementiert und darf nur unter bestimmten Voraussetzungen ausschließlich zur Selbstverteidigung und zur Abwehr eines Angriffs erfolgen, muss verhältnismäßig sein, darf nicht aus niederen Beweggründen erfolgen, darf keine Zivilpersonen treffen und muss sofort beendet werden, wenn die Angreifer aufhören.“ …
Sie preisen die Meinungs- und Pressefreiheit als eine Errungenschaft Ihrer Demokratie, machen sie zur Chefsache und möchten sie um jeden Preis verteidigen.
Durch Ihre pauschalen und undifferenzierten Aussagen stellen Sie dabei bewusst oder unbewusst nicht nur fünf Millionen französische Staatsbürger muslimischen Glaubens unter Generalverdacht. Auch eine durchaus plurale und inhomogene Gemeinschaft von weltweit 1,8 Milliarden Muslimen kränken und demütigen Sie mit Ihren Äußerungen auf populistische Weise, indem sie schwarz-weißmalen: entweder ist man für Meinungsfreiheit wie Sie sie verstehen – ohne jegliche Tabus – und auf der Seite der französischen Staatsraison oder man hat eine andere Meinung und ist automatisch gegen den Rechtsstaat.
Aber die Meinungsfreiheit darf kein Freibrief für alles sein und bedarf eines verantwortungsbewussten Umgangs. Sollte es in einem zivilisierten Teil der Welt nicht selbstverständlich sein, dass man bei der Äußerung seiner Meinung nicht beleidigt, diffamiert und demütigt? Sachlich zu argumentieren und sich bei Generalisierungen zurückzuhalten sollte doch geboten sein…
Wissen Sie, karikieren, also ein verzerrtes Bild zeigen, geht dann, wenn man ein Bild hat von der Person, die man karikieren will.
Kennen Sie den Propheten Mohammad (Friede sei mit ihm)?
Er war ein Mann, der weit vor seiner Berufung zum Propheten für seine Vertrauenswürdigkeit und sein mildes Gemüt geschätzt wurde. Als er siegreich in seine Heimatstadt, aus der er und seine Anhänger vertrieben wurden, zurückkehrte, verstand er es sich mit seinen grausamen Peinigern zu versöhnen und auszurufen: „Von nun an sind wir alle Brüder!“. Seine Feinde, die ihn und seine Anhänger aus Angst vor Machtverlust bis aufs Blut bekämpften, waren auf alles andere gefasst nur nicht auf das.
Auch Beleidigungen begegnete der Prophet auf seine Art. Jedes Mal, wenn er durch eine bestimmte Gasse schritt, wurde er von einer alten Frau mit Schimpf/Beleidigungen bedeckt und mit Dreck beworfen, welches er über sich ergehen ließ. Eines Tages, als er diesen Weg beschritt und die Beleidigungen und der Dreck ausblieben fragte er nach dem Grund. Man antwortete ihm, dass die alte Frau krank sei und deswegen nicht auf ihrem Posten war. Der Prophet bat, ihn zu der alten Frau zu führen, um ihr einen Krankenbesuch abzustatten. Der alten Frau verschlug es die Sprache und sie bereute ihre Tat…
Nun hätte man ein kleines Bild von ihm, das man karikieren könnte.
Wissen Sie, bei uns in Ihrem Nachbarland Deutschland, stellt der §166 im Strafgesetzbuch derartiges Verhalten, das Sie als Meinungsfreiheit auslegen unter Strafe, das bis zu drei Jahre Freiheitsentzug nach sich ziehen kann. Denn diese „stören den öffentlichen Frieden“. Deutschland gehört zu den rund 70 Ländern, in denen es solche Gesetze gibt. Auch die Zusammenkunft der Menschenrechtskommission der UN konstatierte 2011, dass „die Verfechtung nationalen, rassistischen oder religiösen Hasses, welcher zur Diskriminierung, Feindseligkeit und Gewalt anstiftet, verboten werden muss.“
Sie aber pochen auf das „Recht auf Blasphemie“, wollen Karikaturen verbreiten, für die sich in Wirklichkeit keiner interessiert und nehmen es in Kauf, damit absichtlich die Gefühle von Milliarden von Muslimen zu verletzen. Wer nicht Ihrer Ansicht ist, ist Gegner Ihre Demokratie und denen sagen Sie den Kampf an. „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“. Auch Muslime teilen diese Werte.
Muslime verstehen sich untereinander als Glaubensgeschwister. Mit allen anderen basiert die Beziehung auf Menschlichkeit und der Verbundenheit in der großen Menschheitsfamilie. Im Islam sind alle Menschen gleich: es zählt weder Rang noch Herkunft, Geschlecht, Hautfarbe etc. Und auch aus islamischer Sicht ist Freiheit ein essentielles Menschenrecht und ein wesentlicher Bestandteil der menschlichen Natur.
Neben der sozialen Freiheit gibt es auch die spirituelle Freiheit – die Freiheit der Gedanken, der Rede, der Wahl etc. Freiheit ist Gottgegeben. Der Mensch muss frei sein, um seine Potentiale entfalten zu können und damit zur Vervollkommnung gelangen zu können. Die Freiheit geht aber einher mit Verantwortung und Pflichten. Im Islam unterliegt die Freiheit moralischen Grenzen: bspw. hat man nicht die „Freiheit zu lügen, zu verleumden, zu diffamieren“.
Muslime sind nicht gegen die Demokratie. Sie sind auch keine potentiellen Terroristen. Leider ziehen Sie es zur Zeit aber vor alle Muslime über einen Kamm zu scheren und Ihre Gesellschaft zu polarisieren und zu spalten. Sie sind in einer Position, in der sie mit Ihren Äußerungen viel bewegen könnten.
Hochachtungsvoll
Marjan Heidarinami
Workshopwochenende: Glauben feiern – Lebendige Liturgien – was uns trägt und hält
Zu einem theologisch-spirituellen Wochenende mit Monika Altenbek lädt der Diözesanverband Hamburg der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands interessierte Frauen vom 29. April bis 1. Mai in das Kloster Nütschau nach Travenbrück.
Viele sind erstaunt, wenn sie entdecken, was die Kirche an liturgischen Feiern zu bieten hat. Neben der sonntäglichen Eucharistiefeier, als Quelle und Höhepunkt christlichen Feierns, gibt es vielfältige Möglichkeiten, den Glauben zu feiern. Der Schatz der Liturgien wird an diesem Wochenende gehoben – mit Blick darauf, was nährt und gut tut. Die Beschäftigung mit den verschiedenen liturgischen Formen will den Austausch über eigene Erfahrungen anregen und zum Experimentieren ermutigen. Wesentlich ist, dass der Glaube mit allen Sinnen und
phantasievoll gefeiert werden darf. Eine authentische Feier des Glaubens macht den Frauen Mut, begleitet sie in ihren Nöten und trägt sie durch den Alltag. Eine solche Liturgie stärkt die Glaubwürdigkeit der Kirche und wirkt auch anziehend auf Außenstehende.
Referentin: Monika Altenbeck, Dipl.-Theologin, Dipl.-Psychologin, Referentin für theologisch-spirituelle und verbandliche Bildung, kfd-Bundesverband Düsseldorf
Termin: Freitag, 29. April, 17 Uhr bis Sonntag, 1. Mai 2016, 14 Uhr
Anmeldung bis zum 18. März bei
Elisabeth Ringwelski unter Tel. 040 / 248 77-270 oder
E-Mail: ringwelski@erzbistum-hamburg.de
Weitere Infos über den Flyer.